Page 15 - gefaehrliche_gezeiten
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sein Schiff vertäut lag, war er ein Stück über die Halbinsel
              zum großen entlegenen Strand westlich des Hafens gelaufen.
             Brecher rollten auf den Sand, das Wetter hatte sich verändert.
             Unstet, frisch, windig. Regen in der Luft, vermischt mit dem
              sprühenden Salz der Brandung.
                Dann stand sie vor ihm.
                »Da bist du ja«, sagte sie.
                »Hast du mich gesucht?«
                Sie lächelte geheimnisvoll. »Das musste ich nicht. Mein
              innerer Kompass hat mich hergeführt …«
                Fabian nickte, ohne zu verstehen. »Wer bist du?«, fragte er.
                Ihr Lächeln wurde breiter, süß, wunderschön. Wieder
              hatte Fabian dieses eigenartige Gefühl, dass er sie schon lan-
              ge kennt.
                Sie nahm ihn sich und küsste ihn. Schlang ihre Arme um
              seinen Hals, hinter seinen Nacken, zog seinen Kopf zu sich
              heran und küsste ihn, wild und etwas unbeholfen wie ein
             Teenager. Glück durchströmte Fabian, er fühlte sich sehr viel
              jünger, als er tatsächlich ist. Sie schmiegte ihren Körper an
              seinen, nahm dann seine Hand. »Komm, mein Pirat«, flüs-
              terte sie verheißungsvoll und führte ihn die Dünen entlang
              in das hohe Gras gleich oberhalb vom Sand.
                Feiner Sommerregen erfüllte die Luft. Sie lachten, leckten
              sich die Gesichter ab, landeten im Gras. Ein Zurück gab es
              nicht mehr.
                Es muss frisch gewesen sein, nackt im Regen am Strand,
              es hat ihnen im nassen Gras nichts ausgemacht. Danach ha-


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